Die Ausrüstung eines Fahrpferdes:

Bildquelle :pferdezeitung


Das Brustblattgeschirr umfasst den ganzen Rumpf des Pferdes. Auf dem Hals und der Brust des Pferdes befinden sich das Brustblatt mit den Zugsträngen sowie der Halsriemen mit den Leinenaugen. Auf dem Rücken liegt der Kammdeckel der mit dem Bauchgurt festgehalten wird (ähnlich wie Longiergurt, jedoch viel stärker und tierisch schwer ca. 10 kg) mit den Leinenführungsringen. Auf der Wirbelsäule entlang liegt der Schweifriemen an dessen Ende sich die Schweifmetze befindet, die um die Schweifrübe gelegt wird. Bei Einspännern kommt noch ein zusätzlicher Riemen um die Hinterhand dazu, er verhindert, dass die Kutsche dem Pferd in die Hacken läuft, wenn der Kutscher vergisst zu bremsen oder die Kutsche (z.b. Sulkys od. andere einachsige Kutschen) keine Bremse besitzt, das kann passieren wen man bergab fährt oder das Pferd plötzlich durchpariert.

Außerdem gehört zum Fahren auch noch das Kopfstück. Es ist anders aufgebaut als beim Reitpferd. Es besitzt meist Scheuklappen, die am Backenstück befestigt sind. Der Nasenriemen ist fest mit den Backenstücken verbunden, damit die Einwirkung auf das Gebiss auch auf die Nase übertragen wird. Ingesamt sind auch alle Riemen stärker als bei Reitzaum.
Das Gebiss ist meist eine Spezielle Fahrkandare mit mehreren Ringen in die man die fahrleinen einschnallen kann, je weiter unten man sie einschnallt desto schärfer wirkt das Gebiss. Aber man kann auch mit einer für den Fahrsport entwickelten Wassertrense das Pferd lenken, diese besteht aus einer gewöhnlichen Wassertrense die jedoch noch zwei weitere lose Trensenringe besitzt welche aber nicht mit dem Gebiss verbunden sind. Die Backenstücke befestigt man an den losen Ringen, die Leinen entweder an beiden Ringen(weichere Wirkung) oder nur an den Trensenringen die mit dem Gebiss verbunden sind (scharfe Wirkung).
Der Stirnriemen besitzt meist einen Schmuck aus Metall und er wird mit  Metallrosetten mit dem Kopfstück verbunden. Auf der Stirn des Pferdes liegt ein Tropfenförmiges Stück Leder: der Spieler, er dient dazu die beiden Zugpferde möglichst gleich aussehen zu lassen.

Die Zügel heißen beim Fahren Leinen. Es sind meist Kreuzleinen (Achenbachleinen), d.h. jedes Pferd hat an beiden Seiten je eine Leine, aber der Fahrer hat nur Zwei in den Händen. Wenn man sie auf dem Boden ausbreiten würde sähen sie aus wie ein großes Ypsilon (Y). Das funktioniert folgendermaßen: Die Leinen die bei den beiden Pferden auf der Linken Seite sind laufen ungefähr über der Kruppe zusammen und werden miteinander verschnallt, das gleiche ist auf der rechten Seite. Der Fahrer hat dann eine Leine für links und eine für rechts. Die Leinen können durch Verstellung der einzelnen Bestandteile so angepasst werden, dass auch verschiedenartig Temperamentvolle Pferde möglichst gleich ziehen. Die Leine des langsameren Pferdes wird um einige Löcher verlängert und stößt so später ans Gebiss als das schnellere. Es gibt aber noch eine andere Art von Leinen, die Ungarische Leine, wobei der fahrer für jedes Pferd zwei Leinen in der Hand hält. Bei dieser Leine kann die Hilfengebung noch spezieller für jedes Pferd gegeben werden. Allerdings hat man bei Mehrspännern (z.B. Vierspännern) wirklich "alle Hände voll zu tun".




Anschirren und Anspannen:

Nachdem ich oben das Geschirr erläutert habe komme ich nun zum Anschirren( das Geschirr aufs Pferd bringen und befestigen) und zum Anspannen (das Pferd an die Kutsche spannen).

Das Pferd wird aus dem Stall oder von der Weide geholt, an einem Anbindering oder Stange angebunden und sorgfältig geputzt. Dabei sollte man vor allem die Geschirrlage sehr gründlich bearbeiten. Um dem Pferd das Geschirr anzulegen muss man es kurzzeitig losbinden, um das Brustblatt überzustreifen (danach kann das Pferd wieder festgebunden werden), bei einem unruhigen Tier sollte ein Helfer bereitstehen um das Pferd festzuhalten.
Anders als beim Reiten wird nicht alles von links verschnallt, sondern es ist darauf zu achten auf welcher Seite der Kutsche das Pferd geht. Alle Schnallen liegen so, dass man sie von außen erreichen kann und nicht zwischen die Pferde muss.
Ich schildere jetzt der Einfachheit halber nur das Anschirren des linken Pferdes, beim rechten Pferd müssen die Richtungsangaben in Anführungszeichen "..."umgedreht werden. Da ich nicht mit einem Hintergeschirr fahre kann ich auch nicht sagen wie es angelegt wird, es wird deswegen in dieser Schilderung vernachlässigt.

Aber der Reihe nach: Das Geschirr wird vom Bock genommen, den Kammdeckel legt man sich am besten auf die "linke" Schulter da er sehr schwer ist und die Zugstränge sonst auf der Erde schleifen würden. Das Brustblatt fasst man beiden Enden (wo die Zugstränge befestigt sind) hält es wie ein umgedrehtes U und streift es dem Pferd über den Kopf (mit dieser Methode kann man auch große Pferden, die den Kopf sehr hoch halten, das Geschirr anlegen). Es ist darauf zu achten, dass der Kopf durch den Halsriemen geführt wird. Dann geht man au die "linke" Seite des Pferdes und dreht das Brustblatt "gegen den Uhrzeigersinn" bis es waagerecht vor der Brust hängt. Den Kammdeckel legt man auf den Rücken (auf die Sattellage, an die Stelle wo der Sattelgurt liegt). Den Schweif steckt man folgendermaßen in die Schweifmetze, man greift mit der Hand durch die Öse und greift den Schweif etwas unterhalb der Schweifrübe und zieht ihn hindurch (es müssen alle Haare hindurchgezogen werden damit sie nicht scheuern). Dann wird der Bauchgurt angezogen, aber nicht so fest wie beim Sattel, nur das er nicht verrutscht. Es ist unbedingt darauf zu achten das kein Riemen verdreht ist oder ein anderer darunter liegt.


Dies ist ein 20!-Spänner aus dem Gestüt Neustadt Dosse. Die Zuchtstuten sind zu je 3. o. 4. nebeneinander gespannt.
Nun wird das Kopfstück angelegt:
Eigentlich ist es ähnlich wie beim Reiten, aber ich erkläre es trotzdem. Das Kopfstück hält man oben mit der "rechten" Hand fest und schiebt das Gebiss mit der "linken" Hand ins Pferdemaul, das Kopfstück zieht man dann über die Ohren. Der Nasenriemen wird angezogen so dass noch zwei Finger darunter passen, den Kehlriemen zieht man fester an als beim Reiten (da sonst das Pferd sich an der Deichsel des Zaumzeugs entledigen könnte), aber nicht zu fest damit das Pferd noch atmen kann. Den Schopf steckt man unter den Stirnriemen und zieht ihn in zwei gleichen Teilen rechts und links hinter die Augen (damit der Schmuck besser zur Geltung kommt und das Pferd genug sieht).
Wenn eine Fahrkandare benutzt wird befestigt man noch die Kinnkette, sie muss in der Kinnkettengrube liegen.

Als letztes werden die Leinen (Kreuzleinen) befestigt:
Erstmal den Unterschied zwischen der linken und der rechten Leine. Da die rechte Leine später über beide Pferde geworfen wird besitzt sie am Ende keine Schnalle. Die Schnalle um die beiden Leinen zu verbinden ist somit an der linken Leine angebracht.
Man rollt die Leine aus und legt sich das Ende was der Kutscher in der Hand hält über die Schulter und läst die beiden vorderen Teile glatt an sich hinabfallen. Die Kreuzleine ist so geschnallt, dass der Teil welcher zum anderen Pferd hinübergeht (Innenleine) etwas länger ist da ja ein längerer Weg zu überbrücken ist. Das kürzere Ende (Außenleine)führt man durch den äußeren Ring am Kammdeckel und den äußeren Leinenführungsring am Halsriemen und befestigt sie am Gebiss. Die Innenleine führt man durch den anderen Ring am Kammdeckel und befestigt es zunächst am Kehlriemen, nachdem die beiden Pferde dann zusammen vor der Kutsche stehen befestigt man es dann am Gebiss des anderen Pferdes. Wenn die Leinen am Pferd befestigt sind legt man den Rest der Leine in Schlaufen und steckt ihn durch den äußeren Kammdeckelring.

Bildquelle: www.pferde-fotos.de.vu
Dies ist eine andere Anspannungsart mit Kummet

Nun sind die Pferde bereit zum Anspannen:
Die Pferde werden rechts und links neben der Deichsel vor die Kutsche gestellt. Dabei sollte immer ein Helfer vor den Pferden stehen und die Pferde davon abhalten nach vorne zu gehen. Zuerst befestigtt man die Innenleinen, die noch an den Kehlriemen der Pferde hängen, am Gebiss des anderen. Dabei sollte man beachten, dass die Innenleine die zu dem Pferd mit der höheren Kopfhaltung führt oben liegt.Dann geht man zum rechten Pferd, zieht die Leinenschlaufen aus dem Ring und wirft die Leine über die Kruppe des linken Pferdes. Dabei sollte man die Pferde beruhigend ansprechen damit sie nicht erschrecken und losgehen oder scheuen. Nun verbindet man die Leinen beim linken Pferd und steckt sie wieder als Schlaufen in den Ring, so können die Pferde nicht auf die Leine treten und sie ist immer griffbereit wenn es nötig ist.
Danach werden die Aufhalter an dem Ring des Brustblattes befestigt. Als nächstes sind die Zugstränge dran, als erstes wird der innere und dann der äußere Zugstrang am Ortscheit befestigt.
Nun kann es endlich losgehen! Die ganze Prozedur des Anschirrens und Anspannens hört sich zwar sehr kompliziert und langwierig an, aber ich schaffe es schon in weniger als 20 Minuten ( bei zwei Pferden, incl. von der Weide holen, putzen und Kutsche holen).


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