Anschirren und Anspannen:
Nachdem ich oben das Geschirr erläutert habe komme ich nun zum Anschirren( das Geschirr aufs Pferd bringen und befestigen) und zum Anspannen (das Pferd an die Kutsche spannen).
Das Pferd wird aus dem Stall oder von der Weide geholt, an einem Anbindering oder Stange angebunden und sorgfältig geputzt. Dabei sollte man vor allem die Geschirrlage sehr gründlich bearbeiten. Um dem Pferd das Geschirr anzulegen muss man es kurzzeitig losbinden, um das Brustblatt überzustreifen (danach kann das Pferd wieder festgebunden werden), bei einem unruhigen Tier sollte ein Helfer bereitstehen um das Pferd festzuhalten.
Anders als beim Reiten wird nicht alles von links verschnallt, sondern es ist darauf zu achten auf welcher Seite der Kutsche das Pferd geht. Alle Schnallen liegen so, dass man sie von außen erreichen kann und nicht zwischen die Pferde muss.
Ich schildere jetzt der Einfachheit halber nur das Anschirren des linken Pferdes, beim rechten Pferd müssen die Richtungsangaben in Anführungszeichen "..."umgedreht werden. Da ich nicht mit einem Hintergeschirr fahre kann ich auch nicht sagen wie es angelegt wird, es wird deswegen in dieser Schilderung vernachlässigt.
Aber der Reihe nach: Das Geschirr wird vom Bock genommen, den Kammdeckel legt man sich am besten auf die "linke" Schulter da er sehr schwer ist und die Zugstränge sonst auf der Erde schleifen würden. Das Brustblatt fasst man beiden Enden (wo die Zugstränge befestigt sind) hält es wie ein umgedrehtes U und streift es dem Pferd über den Kopf (mit dieser Methode kann man auch große Pferden, die den Kopf sehr hoch halten, das Geschirr anlegen). Es ist darauf zu achten, dass der Kopf durch den Halsriemen geführt wird. Dann geht man au die "linke" Seite des Pferdes und dreht das Brustblatt "gegen den Uhrzeigersinn" bis es waagerecht vor der Brust hängt. Den Kammdeckel legt man auf den Rücken (auf die Sattellage, an die Stelle wo der Sattelgurt liegt). Den Schweif steckt man folgendermaßen in die Schweifmetze, man greift mit der Hand durch die Öse und greift den Schweif etwas unterhalb der Schweifrübe und zieht ihn hindurch (es müssen alle Haare hindurchgezogen werden damit sie nicht scheuern). Dann wird der Bauchgurt angezogen, aber nicht so fest wie beim Sattel, nur das er nicht verrutscht. Es ist unbedingt darauf zu achten das kein Riemen verdreht ist oder ein anderer darunter liegt.
Dies ist ein 20!-Spänner aus dem Gestüt Neustadt Dosse. Die Zuchtstuten sind zu je 3. o. 4. nebeneinander gespannt.
Nun wird das Kopfstück angelegt:
Eigentlich ist es ähnlich wie beim Reiten, aber ich erkläre es trotzdem. Das Kopfstück hält man oben mit der "rechten" Hand fest und schiebt das Gebiss mit der "linken" Hand ins Pferdemaul, das Kopfstück zieht man dann über die Ohren. Der Nasenriemen wird angezogen so dass noch zwei Finger darunter passen, den Kehlriemen zieht man fester an als beim Reiten (da sonst das Pferd sich an der Deichsel des Zaumzeugs entledigen könnte), aber nicht zu fest damit das Pferd noch atmen kann. Den Schopf steckt man unter den Stirnriemen und zieht ihn in zwei gleichen Teilen rechts und links hinter die Augen (damit der Schmuck besser zur Geltung kommt und das Pferd genug sieht).
Wenn eine Fahrkandare benutzt wird befestigt man noch die Kinnkette, sie muss in der Kinnkettengrube liegen.
Als letztes werden die Leinen (Kreuzleinen) befestigt:
Erstmal den Unterschied zwischen der linken und der rechten Leine. Da die rechte Leine später über beide Pferde geworfen wird besitzt sie am Ende keine Schnalle. Die Schnalle um die beiden Leinen zu verbinden ist somit an der linken Leine angebracht.
Man rollt die Leine aus und legt sich das Ende was der Kutscher in der Hand hält über die Schulter und läst die beiden vorderen Teile glatt an sich hinabfallen. Die Kreuzleine ist so geschnallt, dass der Teil welcher zum anderen Pferd hinübergeht (Innenleine) etwas länger ist da ja ein längerer Weg zu überbrücken ist. Das kürzere Ende (Außenleine)führt man durch den äußeren Ring am Kammdeckel und den äußeren Leinenführungsring am Halsriemen und befestigt sie am Gebiss. Die Innenleine führt man durch den anderen Ring am Kammdeckel und befestigt es zunächst am Kehlriemen, nachdem die beiden Pferde dann zusammen vor der Kutsche stehen befestigt man es dann am Gebiss des anderen Pferdes. Wenn die Leinen am Pferd befestigt sind legt man den Rest der Leine in Schlaufen und steckt ihn durch den äußeren Kammdeckelring.
Bildquelle: www.pferde-fotos.de.vu
Dies ist eine andere Anspannungsart mit Kummet
Nun sind die Pferde bereit zum Anspannen:
Die Pferde werden rechts und links neben der Deichsel vor die Kutsche gestellt. Dabei sollte immer ein Helfer vor den Pferden stehen und die Pferde davon abhalten nach vorne zu gehen. Zuerst befestigtt man die Innenleinen, die noch an den Kehlriemen der Pferde hängen, am Gebiss des anderen. Dabei sollte man beachten, dass die Innenleine die zu dem Pferd mit der höheren Kopfhaltung führt oben liegt.Dann geht man zum rechten Pferd, zieht die Leinenschlaufen aus dem Ring und wirft die Leine über die Kruppe des linken Pferdes. Dabei sollte man die Pferde beruhigend ansprechen damit sie nicht erschrecken und losgehen oder scheuen. Nun verbindet man die Leinen beim linken Pferd und steckt sie wieder als Schlaufen in den Ring, so können die Pferde nicht auf die Leine treten und sie ist immer griffbereit wenn es nötig ist.
Danach werden die Aufhalter an dem Ring des Brustblattes befestigt. Als nächstes sind die Zugstränge dran, als erstes wird der innere und dann der äußere Zugstrang am Ortscheit befestigt.
Nun kann es endlich losgehen! Die ganze Prozedur des Anschirrens und Anspannens hört sich zwar sehr kompliziert und langwierig an, aber ich schaffe es schon in weniger als 20 Minuten ( bei zwei Pferden, incl. von der Weide holen, putzen und Kutsche holen).